Monday, August 9, 2010

Zum Stern-Artikel über Fußfetisch

Nachdem ich nun durch einige eifrige Leser auf diesen Stern-Online-Artikel aufmerksam gemacht wurde, gebe ich dazu dann noch mal einen Kommentar ab.

Es geht um den Artikel Höhepunkt mit Socke, der auf Stern-Online (oder auch im Heft?) veröffentlicht und in einigen Foren bereits heftig diskutiert wurde. Vorweg gesagt, der Artikel ist von der Recherche her qualitativ unterirdisch. Ein Viertel des Textes ist die Einleitung über Quentin Tarantino und Pulp Fiction. Und der Rest ist so aus drei Clicks zusammengesammelt, die man halt über Google findet.


For my English readers: Sorry, it is about an article from a German magazine and I do not have the time to translate both - the article an my two cents about it.

Ok los gehts....



Also erst einmal denke ich, dass dieser Artikel einfach mal so auf die Schnelle dahin geschrieben wurde oder unfertig aus der Redaktionspraktikantenschublade gefischt wurde.  Er ist sehr undifferenziert und schwankt so hin und her und weiß nicht genau wo es lang gehen soll.

Einmal geht es um Fußfetischisten, die nur einzig und allein von Frauenfüßen sexuell erregt werden und suggeriert, dass all die Internetproduktionen zum Thema Füße nur auf diesen Personenkreis zugeschnitten wären.  Hätte der werte Redakteur lieber einmal etwas mehr recherchiert und sich nicht nur auf den Wikipedia-Eintrag über Fußfetischismus verlassen (seine angeführten Studien hat er über die Wikipedia-Fußnoten erhalten).

Zitat:
"Man(n) kommt nur, wenn's mit den Füßen besorgt wird. Fußliebhaber, davon sind die Sexualwissenschaftler überzeugt, bilden heute eine der größten Fetisch-Communities - übertroffen wohl nur von der Lack- und Lederfraktion. Zahlen freilich kann niemand nennen, die zahlreichen Fach-Sites im Internet und die Menge an einschlägigen Porno-Clips und -Filmen zeugen aber von massenhafter Nachfrage."
Hätte sich der Redakteur dort nicht nur Bildchen angeschaut, sondern auch das, was diese Community-Mitglieder unter sich austauschen, hätte er wohl erkannt, dass sich die Mehrheit aller Fußfetischisten sehr wohl auch an anderen Körperteilen erfreut.  Also ich mache ja mein Ding hier im Internet jetzt schon über Jahre, aber ich habe noch nie jemanden getroffen, den außer Füßen sonst nichts an einer Frau gefallen hätte.

Klar bedeutet Fußfetisch streng genommen, dass jemand nur auf Füße fixiert ist.  Ich habe das auch immer bemängelt, dass sich alle Fußliebhaber als Fußfetischisten titulieren, aber naja der Begriff ist nun leider mal für alles was mit Füßen zu tun hat etabliert.

Dann verlässt sich der Journalist auf ein Werk zum Thema Fußfetisch aus dem Jahre 1886, schreibt aber dann auch weiter:
"…Frauen-Füße sind auch für Normalos durchaus reizvoll. In diversen Umfragen und Studien geben Männer immer wieder zu Protokoll, schon einmal am Fuß, Schuh oder den Strümpfen der Partnerin gerochen zu haben oder vom Fußduft erotisch angezogen zu werden. Weibliche Füße müssen also nicht zwangsläufig in atemberaubenden High Heels stecken, um sie für die Herren der Schöpfung sexuell attraktiv zu machen."
Wo will er denn jetzt wieder hin? Also es gibt also noch „Normalos“, die Füße sexy finden. Und was ist jetzt mit denen? Die sind nicht in den Communities aktiv? Oder doch? Würden sich diese jetzt nicht als Fußfetischisten bezeichnen? Heißt der letzte Satz jetzt, dass Frauenfüße in High Heels einfach generell sexy sind, die Füße aber gar keine Rolle spielen? Wie viele der Befragten „Normalos“  hat so geantwortet in den „diversen“ Studien? Soll dieser Absatz jetzt nun Frauen bewusst machen, dass sehr viele Männer Füße mögen (dem ich mir sicher bin)?

Also meiner Empfehlung nach hätte der Autor lieber mal bei diesen  Fußliebenden-„Normalos“ angefangen zu recherchieren und diese rein klinisch-psychologische Definition von Fußfetisch nur mal so am Rande gebracht. Und dann hätte er einmal recherchieren sollen, wie Füße in den Medien behandelt oder auch bewusst eingesetzt werden. Ich glaube, dann wäre auch am Ende dabei herausgekommen, was er auch eigentlich aussagen wollte. Nämlich, dass auch Füße sexy Körperteile sind und sich niemand schämen muss, wenn er Füße besonders mag. Denn man ist ja in guter Gesellschaft, wie "Goethe und Tarantino"...  So ganz hat er sich dann nicht getraut und nein, er musste ja sensationsgeil erst einmal davon berichten, was es da für kranke Typen im Internet gibt, bei denen ohne Füße oder Socken gar nichts mehr geht und die sich auf Ebay Zehennägel kaufen.

PS: Beim mehrmaligen durchlesen habe ich es jetzt gemerkt. Der Autor wollte etwas über Quentin Tarantino schreiben, dabei kam er auf ein Interview des Regisseurs zum Thema Füße, dann ist er zu Wikipedia, hat dann mal irgendein Fußforum aufgesucht, dort hat er eine zitierte Aussage von Sonja Kraus gefunden und dann hat er noch auf seine Google-Anfrage noch irgendwas gefunden, z.B. dass es Umfragen gibt, die belegen, dass auch „normale“ Männer Füße mögen. Dann mixen wir das Ganze nach guter Journalismusart ohne Quellenangaben durch und fertig ist ein Artikel, der mit diversen Keywords (von Hitchcock bis Schuhe) ein paar gute Google-Treffer generiert. Fertig.

OK. Meine Artikel hier sind auch nicht gut. Aber ich verkaufe sie nicht an Magazine.